#11 Wir hüllen uns in Plastik.
Einfache Lösungen für ein großes Problem.
Mikroplastik in Kosmetik ist einfach zu vermeiden, macht aber “nur” 2% des Mikroplastiks in den Ozeanen aus. Das meiste Mikroplastik entsteht beim Waschen von synthetischen Textilien, mit 35%!
Theoretisch könnte man das Mikroplastik in der Kläranlage ausfiltern, in einem vierten Reinigungsvorgang. Aber das wird aus Kostengründen bisher nicht umgesetzt. Wie können wir also das Problem an der Quelle stoppen?
Die erste Lösung ist einfach – Klamotten aus natürlichen Fasern kaufen. Wer man aber nicht auf synthetische Fasern verzichten möchte, kann sich zum Waschen einen Guppy Friend zulegen. Über eine Kickstarter Kampagne in 2016 wurde Geld gesammelt, um einen Waschbeutel zu entwickeln, der die Mikrofasern herausfiltert, bevor sie ins Abwasser gelangen.
Schaut beim nächsten Shopping genauer hin und wascht eure geliebten Klamotten mit Guppy Friend.
Danke für den Tipp mit dem Waschbeutel. Für die Kleidung, die man ohnehin schon zu Hause hat, ist das eine gute Idee.
Das Thema Textilien finde ich seit längerem schwierig…
1. Mikroplastik wird nicht nur durch Waschen in die Umwelt abgegeben sondern auch durch Reibung und betrifft daher nicht nur Kleidung sondern auch Sitzbezüge (Sofa, Bürostuhl, Autositze,…), Bettwäsche, Zudecken, Rücksäcke usw.
2. Plastikfreie Textilien sind als solche nicht gelabelt – man muss sich also mit den Textilienarten auskennen und auch Mischgewebe möglichst vermeiden. In Läden frage ich gerne mal nach der chemiephaserfreien Abteilung, wenn ich das 2., 3. Teil mit Mischgewebe in der Hand hatte und bekomme dann oft einen irritierten Blick und ein Nein, worauf ich dann den Laden verlasse.
3. Was sind chemiephaserfreie Textilmaterialien? Reine Naturmaterialien sind m.E. nach nur Baumwolle, Wolle. Leinen, Hanf und Seide. Sind z.B. Viskose oder Modal auch okay? Soweit ich weiß sind zwar die Rohstoffe Naturprodukte aber das Endprodukt ist auch eine Kunstphaser und kann damit auch nicht biologisch abgebaut werden, oder?
4. Bei der Herstellung von Baumwolle wird irrsinnig viel Wasser verbraucht. Kleidung wird i.d.R. gefärbt – ich wage zu bezweifeln, dass das Lebensmittelfarbe ist. Welches Material ist heute überhaupt noch tragbar??!?!?!?
5. Und wenn man mal ein bezahlbares Öko-Baumwollteilchen gefunden hat, dann muss man das ja noch mit seinem ästhetischen Geschmack vereinbaren können, was leider auch oft nicht machbar ist.
Das führt bei mir dazu, dass Einkaufen schon länger keinen Spaß mehr macht und immer mit einem schlechten Gewissen oder Unsicherheit verbunden ist. Ich empfinde das als ziemlich anstrengend und nervig. Wie geht es euch damit und wer hat Antworten für mich?
Also wenn es um Alltagskleidung geht, kaufe ich mittlerweile eigentlich nur noch in Läden, die eine gewisse Grundhaltung haben und damit hauptsächlich Bio-Baumwolle verkaufen (z.B. Greenality oder Glore in Stuttgart; oder Grundstoff.net online). Damit spare ich mir den Stress bei jedem Einzelteil die Waschanleitung zu lesen.
Außerdem achte ich viel mehr auf die Kleidung, wenn sie teurer ist. Und ich kaufe halt seltener Neues. Im Übrigen wasche ich meistens nur bei 30°, d.h. die Klamotten halten definitiv länger und werden trotzdem sauber.
Ich habe auch manchmal Pullis neu gefärbt, wenn sie nach Jahren verblasst sind. Klar, ist das dann chemisch und irgendwie pfui, aber die Alternative ist halt, einen neuen gefärbten Pulli zu kaufen, bei dem Wasser für Baumwollanbau und Verarbeitung und Verpackung und Versand verbraucht wurde. In der Endabrechnung denke ich, dass nachfärben gar nicht so schlecht ist.
Hallo Tobi,
den Guppy Friend kenne ich noch gar nicht. Funktioniert das Prinzip so, dass ich dann nur ein einziges Kleidungsstück in einen Guppy Bag tun kann oder kommt da die komplette Wäsche rein? Wenn es alles einzeln wäre, dann bräuchte ich ja entweder Unmengen von diesen Beuteln oder ich brauche vorwiegend “chemiephaserfreie Textilien”, wie Anke sie benennt.
Als Antwort auf Anke, was man sich denn eigentlich noch vertretbar kaufen kann: Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, Kleidungsstücke nur noch Second Hand zu kaufen bzw. das meiste über Kleidertausche zu ergattern. So werden keine neuen Ressourcen genutzt und einem schon vorhandenen Kleidungsstück ein weiteres Leben geschenkt, bevor es in die Tonne kommt. (Leider ist es da natürlich so, dass, je älter ein Kleidungsstück ist, je mehr Mikropartikel verliert es. Dazu habe ich nun leider auch keine Lösung.)
Wie Anke in ihrem 1. Punkt schon richtig benennt, gelangt Plastik nicht nur durch Waschen in die Umwelt. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts gelangt das meiste Mikroplastik nicht über die Textilwäsche in die Umwelt, sondern die Quelle Nr. 1 für Mikroplastik ist Autoreifenabrieb.
Die Studie könnt ihr hier nachlesen: https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf (Übersicht ab Seite 10). Auch der Spiegel hat darüber berichtet (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/mikroplastik-der-groesste-verursacher-sind-autoreifen-a-1226400.html), wer lieber eine kürzere Fassung mag.
Was Autoreifenabrieb und Kleidung verbindet: Noch vor Mikroplastik aus der Textilwäsche (Platz 10) (aber weit nach Autoreifenabrieb) wurden übrigens Schuhsohlen (Platz 7) als Ursache gefunden. Dass wir von nun an auf Schuhsohlen verzichten, ist eher unwahrscheinlich. ?
An dieser Stelle sollte ich hinzufügen, dass die Studie oftmals auf Schätzungen basiert, da es sehr schwer ist, das tatsächliche Ausmaß von Mikroplastik abzubilden. Die Textilwäsche bleibt aber wohl das, wo jeder Mensch am meisten zu beitragen kann.
Liebe Grüße
Korinna
Ich finde, hier ist klar ein Punkt erreicht, wo eigentlich der Gesetzgeber einschreiten und die Kläranlagen zur besseren Filterung verpflichten sollte. Denn: für den einzelnen Verbraucher ist der Aufwand enorm und es machen nur wenige. Der Effizienzgewinn ist deutlich höher bei einer zentralen Lösung und es ist ein Unding, dass der Druck, etwas für die Umwelt zu tun, bei diesem wie bei vielen anderen Themen letztendlich auf den Verbrauchern lastet.
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